Die Frage „Wer war der erste Türke?“ klingt zunächst einfach, führt jedoch in ein komplexes Feld zwischen Mythologie, Geschichte und Identität. Um eine fundierte Antwort zu geben, muss man zwischen mythischen Ursprüngen, ethnischer Entwicklung und sprachlicher Zugehörigkeit unterscheiden.
Der Begriff „Türke“ wird in diesem Kontext nicht nur auf die Bewohner der modernen Türkei bezogen, sondern schließt auch andere turksprachige Völker wie z.B. die Kasachen, Kirgisen, Usbeken, Aserbaidschaner und Turkmenen mit ein.
Es ist nicht bekannt, wer historisch als erster Türke gilt. Man kann aber sagen wo er lebte. Nein, er lebte weder in Kleinasien noch in Zentralasien, sondern in Nordostasien.
Mythische Herkunft: Die Asena-Legende
In vielen türkischen Überlieferungen beginnt die Geschichte der Türken mit einer Legende. Die sogenannte Asena-Legende erzählt, dass ein kleiner Junge ein Überfall der Chinesen auf seinen hunnischen Dorf überlebte. Alle aus seinem Dorf wurden gnadenlos hingerichtet bis auf den Jungen. Die Soldaten fanden den Jungen konnten es aber nicht übers Herz bringen ihn zu töten. Stattdessen schnitten sie ihm alle Gliedmaßen ab und legten ihn an einem Fluss nieder. Kurze Zeit später tauchte die Wölfin Asena auf.
Sie flieht mit ihm in die Berge nordwestlich von Gaochang in eine Höhle, in der sich eine große Ebene mit reicher Vegetation befindet. Asena zieht den Jungen auf und verschmelzt sich mit ihm. Aus der Vereinigung der beiden gehen zehn Jungen (wohl die ersten Türken) hervor. Die Jungen waren zur Hälfte Mensch, zur Hälfte Wolf. Als die Jungen erwachsene Männer wurden vermischten sie sich mit den umliegenden Dörfern. Sie trugen alle den Nachnamen Ashina, zu Ehren Asena.
Sprachlich-ethnische Betrachtung: Transeurasische Theorie
Die transeurasische Theorie besagt, dass alle Turkvölker, Mongolen, Koreaner, Japaner und Tungusen ursprünglich aus Nordostasien stammen. Bereits im 7. Jahrhundert v. Chr. lebten ihre Vorfahren dort als Hirsebauern. Die Turkvölker entwickelten das Prototürkische und verließen wahrscheinlich ab 1200 v. Chr. langsam Nordostasien.
Historisch greifbar: Die ersten bekannten Turkvölker
Wie gesagt verließen die Turkvölker wahrscheinlich ab 1200 v. Chr. Nordostasien. Viel später gründeten (3.-2. Jahrhundert v. u. Z.) sie die multikulturellen Xiongnu – eine Konföderation der frühen (östlichen) Steppenvölker, die überwiegend aus türkischen Stämmen bestand.
Ein Volk, die Tiele, oder Gaoche, werden als ältestes bekanntes Turkvolk angesehen, das laut den chinesischen Chroniken ein Stamm der Xiongnu war.

